Du fühlst Dich nach dem Yoga-Training aufgewühlt? Auch das kann auf emotionale Blockaden hinweisen. Unsere affektiven Spannungen und Traumata sind mit körperlichen Spannungen und Schmerzen verwoben. Negative Gefühlsregungen werden in den Muskeln gebunden und auf diese Weise verdrängt. Das kann neben Muskelverspannungen viele andere gesundheitliche Probleme verursachen, wie z.B.
Während der Yogapraxis beginnen wir, verkrampfte Muskeln zu lockern. Da der Körper die emotionale Energie nicht mehr über die Muskeln speichern bzw. verdrängen kann, werden die Emotionen auf der psychischen Ebene freigesetzt.
Durch Meditation und Achtsamkeitsübungen lernen wir, die subtilen Kräfte, die in uns wirken, deutlicher wahrzunehmen. Spezielle Atemtechniken erhöhen unsere Empfänglichkeit für die Signale unseres feinstofflichen Körpers und der damit verbundenen emotionalen Energien. Je mehr sich unser Bewusstsein erhellt, desto mehr können wir die verborgenen Winkel unseres Selbst erkunden.
Yoga stärkt uns zudem körperlich und mental. Es schult die Fähigkeit, mit belastenden Gefühlen umzugehen. Wenn wir uns stark fühlen, sind wir eher bereit, unsere negativen Empfindungen loszulassen und auszudrücken.
Bei Pratyahara handelt es sich um eine tiefe, nach innen gerichtete Konzentration. Sie ist im Atem und in den Empfindungen des Körpers verwurzelt. Indem wir unser Bewusstsein auf unseren Körper richten, können wir unbewusste Vorgänge besser erkennen. Wenn Du eine Asana ausführst, konzentriere Deinen Geist auf den Körperteil, in welchem dem Du am meisten spürst. Achte darauf, wo die Empfindungen beginnen und wo sie aufhören. Beobachte die Emotionen, die in Verbindung mit der körperlichen Wahrnehmung auftreten. Konzentriere Dich allein auf die Gefühle und nicht auf die Gedanken und Erinnerungen, die damit einhergehen. Das erleichtert es, die Emotionen freizulegen und sie loszulassen.
Es gibt verschiedene yogische Atemtechniken, welche Emotionen ins Bewusstsein befördern und das Loslassen erleichtern. Die Dirga-Atmung versorgt den Brustkorb, den Bauch und die Hüften mit Energie und Bewusstsein. Dadurch werden tief im Körper Emotionen freigesetzt. Die Kapalabhati-Atmung ruft dieselbe Wirkung im Bereich des Kopfes hervor. Das Atmen durch den Mund eignet sich gut, um bewusstgewordene Gefühle loszulassen, besonders Traurigkeit und Verzweiflung. Die Hara-Atmung (Ausatmen mit einem lauten "Haaaa") hilft, sich von Ärger und Frust zu befreien.
Wenn man während einer Yoga-Haltung die Stimme nutzt, öffnet sich das Kehlchakra. Das löst wiederum Spannungen. Ein lautes Seufzen kann Frust abbauen, Summen kann Freude auslösen, Stöhnen kann Ängste reduzieren und Heulen kann Traurigkeit lindern. Wenn Emotionen aktiviert sind und beginnen, ins Bewusstsein steigen, ist das Vokalisieren wichtig, um sie aus dem Körper zu lösen.
Die Hüften, die Schultern, der Brustkorb und der Nacken sind die primären Orte, in welchen sich psychische Probleme auf körperlicher Ebene manifestieren. Achte während Deiner Asana-Praxis auf diese Bereiche. Führe zu Beginn des Trainings einen Body-Scan durch, um nach Verkrampfungen in diesen Körperpartien zu suchen. Sobald Du Dir bewusst bist, wo sich die emotionale Spannung in Deinem Körper befindet, kannst Du Dich auf Yoga-Übungen konzentrieren, welche auf den jeweiligen Bereich abzielen.
Wenn Du Asanas findest, die bei Dir Spannungsbereiche öffnen und Emotionen freilegen, ist es wichtig, die jeweilige Stellung so lange wie möglich zu halten. Bei allen Asanas kann das Ausloten der Belastungsgrenzen eine emotionale Befreiung hervorrufen. Besonders gut gelingt dies bei Übungen, bei welchen die unter Punkt 4 genannten Körperpartien angespannt werden.
Wenn Du alle oben genannten Techniken während des Yoga-Trainings anwendest, erzielst Du die beste Wirkung. Mit Hilfe von Yogabändern oder mit der Unterstützung einer anderen Person kannst Du bestimmte Stellungen länger halten und so den maximalen Nutzen aus der jeweiligen Übung ziehen.
Der Abbau psychisch bedingter Blockaden gelingt auf Basis aller Asanas. Dennoch gibt es Haltungen, die sich besonders gut eigenen, um eine emotionale Reaktion hervorrufen.
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Die oben genannten Techniken sind äußerst effektiv und können starke Emotionen freisetzen. Wenn Du mit solchem Methoden nicht vertraut bist, beginne langsam und erprobe immer nur eine Technik. Zu viel unverarbeitete Emotionen ins Bewusstsein zu holen, kann schädlich sein.
Integriere solche Übungen nicht öfter als zwei- oder dreimal pro Monat in Deine Yoga-Praxis. Die beschriebenen Methoden sind bei einer Vorgeschichte emotionaler oder psychischer Instabilität und bei intensiven Traumata kontraindiziert.
Gönne Dir so viel Zeit und Raum, wie Du benötigst, um die aufkommenden Gefühle zu verarbeiten und zu reflektieren. Die Kindhaltung und Shavasana sind kraftvolle Integrationsübungen. Sie ermöglichen es Dir, die emotionalen Energien, die in anderen Asanas freigesetzt werden, zu spüren und sich mit ihnen zu verbinden. Halte die genannten Stellungen etwas länger als gewöhnlich, um sie effektiv wirken zu lassen.
Die Kindhaltung ist auch eine gute Asana, wenn Du Dich nach einem Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit sehnst. Integriere und verarbeite Deine Erfahrungen, indem Du ein Tagebuch führst, mit einem guten Freund sprichst, einen Spaziergang in der Natur machst oder ein Mantra singst.
Belastenden Emotionen loszulassen reduziert die damit verbundenen Symptome, wie Stress, Muskelverspannungen, Müdigkeit und Schmerzen. Es entsteht ein Gefühl von Freiheit und Freude. Obwohl man sich verletzlich fühlt, wenn man während oder nach dem Yoga weint, sind Tränen ein Zeichen von Mut, Stärke und Authentizität.
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass nach dem Weinen unsere Atmung und Herzfrequenz sinken. Wir fühlen uns ruhiger und emotional stabiler. Zudem werden Stresshormone und andere Giftstoffe durch die Tränen aus dem Körper gespült. Weinen regt außerdem die Produktion von Endorphinen an.
Kurz gesagt, es lohnt sich, emotionale Blockaden mit Hilfe von Yoga zu lösen. Du wirst Dich danach garantiert besser fühlen.
Bitte beachte, dass die genannten Tipps niemals die Behandlung durch einen Arzt oder Psychotherapeuten ersetzen. Wenn du glaubst oder weißt, dass du unter einer psychosomatischen Störung oder einer anderen psychischen oder körperlichen Erkrankung leidest, wende Dich bitte umgehend an einen Arzt!
Christine Fischer, zertifizierte Yoga-Lehrerin
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